(13.02.1943 – 27.04.2022)

Mit großer Bestürzung haben wir die Nachricht vom Tod unserer geschätzten Kollegin Frau  Prof. Dr. Karin Richter erhalten, die die Kinder- und Jugendliteraturforschung, aber auch Literaturdidaktik mehrere Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt hat.

Nach langjähriger Tätigkeit am Germanistischen Institut der Universität Halle nahm Karin Richter 1994 einen Ruf an die Universität Erfurt an, wo sie viele Jahre das Institut für Grundschulpädagogik und Kindheitsforschung leitete. Im Zentrum ihrer Forschungen standen die Theorie, Geschichte und Didaktik der Kinder- und Jugendliteratur. Ihre vielfältigen Arbeiten sind Ausdruck eines großen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Engagements – die Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur wie auch die kindliche Leserschaft mit ihren sich wandelnden Leseinteressen stets im Blick. Das ist z. B. erkennbar an der mehrbändigen Reihe Bilder erzählen Geschichten – Geschichten erzählen in Bildern, die bespielhaft zeigt, wie man mit Methoden- und Medienvielfalt Kinder früh an klassische Stoffe oder den Holocaust heranführen kann.

In Erfurt brachte Karin Richter die Kinderuniversität auf den Weg, an der sie sich auch nach ihrer Pensionierung noch lange Zeit mit Vorlesungen und Seminaren beteiligte. Ebenso aktiv war sie bis zuletzt für die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach, u. a. im Rahmen von Lehrer*innenfortbildungen. Vor allem aber gehörten bis zu ihrem plötzlichen Tod Forschen und Schreiben zu ihrem Alltag. So publizierte sie 2021 zusammen mit Jana Mikota ein Buch über Mirjam Pressler, mit der sie eine langjährige Freundschaft verband. Gemeinsam mit Ehemann Günther Richter richtete sie in den vergangenen Jahren ihr Interesse auf die Oberlausitz. Ein Ergebnis dieser Studien sind die „Streifzüge“ (2018), die einen Einblick in die Oberlausitzer Geschichte und Naturräume sowie Mentalität der Oberlausitzer Menschen geben. Unvollendet bleibt nun die Arbeit über die Oberlausitzerin Lisa Tetzner.

Wir werden Karin Richter in Erinnerung behalten als engagierte Wissenschaftlerin und Kollegin, mir der man nach langen Vortragsrunden der GKJF stets noch einen gemütlichen Abend verbringen konnte.

Petra Josting