2013

Kinder- und Jugendliteratur und -medien: Kulturalität, Interkulturalität, Transkulturalität

26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung 2013
in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung

( 9.-11. Mai 2013 in Wien)

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Call for Papers

Kulturelle Austauschprozesse prägen die spezifische Kinder- und Jugendliteratur seit ihren Anfängen im 18. Jahrhundert. Mit Übersetzungen werden die Grenzen nationaler Kulturen und Sprachräume überschritten, Wissensbestände, Bilder, Ideen von Kindheit und Jugend zirkulieren und verbreiten sich. Unter dem Einfluss anderer Kulturen und Literaturen verändern sich Formen und Funktionen; Medien, Genres, Themen und Trends werden aufgegriffen und transformiert, Texte avancieren zu internationalen, ja globalen Klassikern und/oder werden transkulturell kanonisiert. Zudem gehört das Erzählen von anderen Ländern und Kulturen genre- und medienübergreifend von der Abenteuerliteratur bis zum Sachbuch zu den erfolgreichen kinder- und jugendliterarischen Konstanten.

(Nicht nur) der Blick auf die historische Kinder- und Jugendliteratur macht allerdings auch deutlich, dass die Vorstellung eines freien kulturellen Austauschs und Literaturtransfers ein Ideal ist, dass an die Grenzen der Selbst- und Fremdwahrnehmung stößt. Übersetzungs- und Austauschprozesse sind immer auch Selektions-, Aneignungs- und Ausschlussverfahren. So lässt sich daran, wie und was (nicht) übersetzt wird, immer auch ablesen, was wahrgenommen werden kann und soll; virulente Bilder vom Anderen werden zu nationalkulturellen Identitätskonstruktionen, zur Begründung der eigenen Kultur genutzt. Und nicht zuletzt sind auch den literarisch vermittelten Konzepten von Internationalität, Inter- und Multikulturalität normative Vorstellungen, etwa vom Dialog der Kulturen oder der Integration des Anderen, eingeschrieben.

Fragen nach der Bedeutung und Funktion von Kinder- und Jugendliteratur und -medien im Kontext von Kulturalität, Interkulturalität und Transkulturalität stellen sich vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen. Entgrenzungen und grenzüberschreitende Phänomene wie Migration, Hybridität, Pluralisierung und Differenzierung, Globalisierung, mediale Vernetzung und ökonomische Verflechtung lassen transnationale Kulturräume entstehen, unterwandern Polarisierungen vom Eigenen und Anderen und bringen die Vorstellungen fester kultureller Konstellationen in Bewegung. Andererseits lassen sich aber korrespondierend dazu auch Tendenzen zur Homogenisierung, Re-Nationalisierung, zum Eurozentrismus und zu Kultur- und Religionskonflikten beobachten. Dies sind nur einige Stichworte, die das Spannungsfeld umreißen, in dem kinder- und jugendliterarische/ -mediale Entwicklungen zu verorten sind. Zu denken wäre an derzeit sich abzeichnende Medien- und Genreüberschreitungen, an Hybridisierung von Formen, Bricolage und Mythenmix, etwa in der Fantasy und im Comic, an die Einflüsse einer globalen/ global vermarkteten Populärkultur und an Migranten- und Migrationsliteratur in ihren unterschiedlichen Genres und Medien einerseits. Zu diskutieren wäre aber andererseits auch die Frage nach der Rolle von Kinder- und Jugendmedien für die Begründung und Verbreitung nationaler Kultur- und Literaturkonzepte.

Die Tagung soll den literarischen und medialen Phänomenen in ihren soziokulturellen Kontexten und den Rahmenbedingungen des kinder- und jugendliterarischen Feldes nachgehen, historische und aktuelle Perspektiven sowie theoretische Konzepte diskutieren, mit denen diese zu fassen wären. Wie verändern sich Literaturen, Genres und Medien im kulturellen Austausch? Welche Einflüsse, Impulse und Entwicklungen waren und sind zu verzeichnen? Welche Narrative und Bilder vom Eigenen und Anderen zirkulieren? Wie bestimmen Erzählweisen Vorstellungen von (hybrider) Kultur? Welche Rolle spielen Kinder- und Jugendliteratur und -medien bei der Verbreitung (trans-)kultureller Konzepte? Wie sind unterschiedliche nationale Produktions- und Rezeptionsbedingungen mit einzubeziehen? Welche Rolle spielen Vorstellungen von nationaler und europäischer oder ‚abendländischer’ Kultur? Wie steht es mit Übersetzungen, Kanonisierungsprozessen und Geschichtsschreibung bzw. Epochenkonstruktionen? Dabei sollen unterschiedliche methodische Zugänge und unterschiedliche Forschungsperspektiven – etwa der Postcolonial, Gender und Cultural Studies, der Interkulturalitäts- und Alteritätsforschung, der Komparatistik, Imagologie bzw. der Translation Studies – diskutiert werden.

Mögliche Themen, Aspekte, Zugänge und Schwerpunkte, jeweils mit Bezug auf Kinder- und Jugendliteratur und -medien, wären:

Kulturelle, nationale, europäische Identitätsbildung

  • Kanonbildung in kulturellen, nationalen und im europäischen Kontext
  • Konfessionelle Perspektiven
  • Kulturtransfer
  • Kulturelle Hybridisierung
  • Globalisierung
  • Internationalisierung der Produktion
  • Periodisierungsprobleme in komparatistischer Perspektive
  • Kulturbezogenheit von kinder- und jugendliterarischen Konzepten
  • Sprache und kulturelle Identität

Wir hoffen auf Ihr reges Interesse und bitten um Zusendung von Vortragsangeboten (von maximal 30 Minuten Dauer)
bis zum 31.12.2012.
Ihrem Vorschlag sollte ein kurzer Aufriss des Vortragsthemas („abstract“, bis ca 1.000 Zeichen) beigefügt sein.

Bitte senden Sie Ihre Vorschläge per E-Mail an: ute.dettmar@uni-oldenburg.de

Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung
Prof. Dr. Ute Dettmar
Institut für Germanistik
Carl von Ossietzky Universität
Ammerländer Heerstr. 114-118
26111 Oldenburg